Das fordern
Mitglieder der internationalen Komitees
und der nationalen Vereinigungen
der Nazi Konzentrations- und Vernichtungslager
Auschwitz,
Buchenwald-Dora,
Flossenbürg,
Natzweiler-Struthof,
Neuengamme,
Ravensbrück,
Sachsenhausen
Als Hüter des Andenkens an die Opfer der nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager und an die Werte, die sie – viele bis zum Tod verteidigt haben, erklären wir getreu den bei der Befreiung verkündeten Schwüren und den grundlegenden historischen Realitäten verpflichtet, Folgendes:
Unter den sowjetischen Überlebenden der Nazilager, die im Frühjahr 1945 die Orte verließen, an denen sie jahrelang dem Tod ins Auge gesehen hatten, waren oft Russ:innen und Ukrainer:innen am zahlreichsten. Sie teilten mit allen die Hoffnung, Zeugen und Akteure einer neuen, befreiten und friedlichen Welt zu werden. Russ:innen und Ukrainer:innen waren von den Nazis als dieselbe Kategorie von Häftlingen registriert worden, sie waren denselben Entbehrungen, Demütigungen und lebensbedrohlichen Situationen ausgesetzt gewesen. Sie konnten sich nur auf die Solidarität unter den Deportierten verlassen, um zu überleben. Alle hatten als Bürger:innen der Sowjetunion ihren Teil am gemeinsamen Kampf gegen den Nazi-Aggressor beigetragen.
Neue Staaten sind entstanden, aber die gemeinsame Geschichte und die durch die Geschichte geknüpften menschlichen Bindungen machen nicht an nationalen Grenzen halt. Keiner von denen, die den Krieg erlitten haben, keiner von denen, die dieses schmerzhafte Erbe tragen, erträgt die Aussicht auf die Rückkehr tragischer Zeiten. Alle kommen heute zusammen, um gemäß den Worten des Schwurs von Mauthausen “diese wiedergewonnene Freiheit als ein allen Völkern gemeinsames Gut” zu betrachten.
Als Träger des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus verurteilen die Unterzeichner:innen dieses Aufrufs die Verwendung der Worte Entnazifizierung und Völkermord zur Rechtfertigung des Angriffs auf die Ukraine. Wir sind legitimiert, das Gewicht der Tragödie, die diese Worte bedecken, geltend zu machen. Wir können nicht akzeptieren, dass diese Worte so missbraucht werden.
Das Testament der Frauen von Ravensbrück (Neubrandenburger Manifest), die Schwüre und Manifeste von Buchenwald, Mauthausen – Versprechen, die an den Orten der gerade befreiten Lagern gegeben wurden – in Ravensbrück, Dachau und Neuengamme rufen zu einer friedlichen Koexistenz aller Völker in Frieden, Demokratie und nationaler Souveränität auf.
Wir verurteilen den gegen die Ukraine geführten Krieg, der die Existenz des Landes und den Frieden in Europa gefährdet. Dieser militärische Angriff stellt eine klare Verletzung des Völkerrechts dar. Wir sind davon überzeugt, dass jeder politische Konflikt am Verhandlungstisch gelöst werden kann, wenn beide Seiten Vernunft und Menschlichkeit an den Tag legen.
Beenden Sie diesen Krieg sofort!
Das Auschwitz-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e. V. unterstützt diesen Appell.