Die Gemeinnützigkeit der VVN – BdA wird von der Berliner Steuerverwaltung angezweifelt. Esther Bejarano hatte dazu an Bundesminister Scholz geschrieben, voller Empörung und Entsetzen darüber. Wir wissen, dass an einer Lösung gearbeitet wird, denn Antifaschismus ist gemeinnützig! Das müssen auch Steuerbehörden und Verfassungsämter begreifen – und die Regierenden durchsetzen. Hoffentlich recht bald, noch in diesem Herbst.
Dass wir VIELE sind, haben wir dann alle gezeigt durch die Welle der Solidarität für die größte und älteste antifaschistische Vereinigung im Land. Das war einfach großartig, und eine Solidarität mit langem Atem! Und den brauchen wir auch für die nächste Forderung, für die wir uns alle noch mächtig ins Zeug legen müssen:
Der 8. Mai soll ein Feiertag werden, ein Tag, an dem die Befreiung der Menschheit vom NS-Regime gefeiert werden kann. Auch das hat Esther Bejarano im Januar, 75 Jahre nach der Befreiung des KZ Auschwitz durch die Rote Armee, gefordert. Der 8.Mai als ein Tag zum Feiern, zum Nachdenken über die großen Hoffnungen der Menschheit: über Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – und Schwesterlichkeit.“……
Einige Bundesländer haben sich inzwischen dieser Forderung angeschlossen. Andere diskutieren noch. Der 8. Mai 1945 ist auch für uns “Tag der befreienden Niederlage und des rettenden Zusammenbruchs” (Martin Sabrow). Und wer diesen Tag nicht feiern möchte, sollte sich fragen, wie wir heute leben würden, wenn die Nazis den Krieg gewonnen hätten.
Und dann kam Corona über uns, hat die Welt verändert. Für viele bedeutet das Leid, Not und Tod. Solidarität heißt seitdem Abstand halten.
Der Stutthof-Prozess in Hamburg gegen den SS-Wachmann Bruno D. (93) wurde trotzdem nicht unterbrochen, am 23. Juli 2020 wurde am 45. Verhandlungstag das Urteil verkündet. An allen 45 Verhandlungstagen, von Oktober 2019 bis Juli 2020, stand die Mahnwache des Auschwitz-Komitee und der VVN/BdA gegenüber des Gerichtsgebäudes.
In Hamburg begann am 21. August 2020 ein Prozess wegen unzulässigem Holocaust-Vergleich gegen Klaus Günter Annen, einem Gegner von Schwangerschaftsabbrüchen, der Ärzt*innen im Netz an den Pranger stellt und obendrein auch noch dreist Begriffe wie “Holocaust” und “Nie wieder” kapert und umformt. Nachzulesen in unserer Erklärung vom 19. August dazu: “Diese unbelehrbaren Verharmloser dürfen die Ermordeten der Konzentrationslager künftig nie wieder für ihre menschenfeindlichen und dubiosen Vergleiche zitieren”, finden wir.
Aber es gib sie auch, die guten Nachrichten:
Bald wird es in Baden-Württemberg eine Esther-Bejarano-Schule geben, so beschlossen von der Lehrerschaft, den Elternräten und den Schüler*innen – einstimmig.
Im Saarland hat die Arbeitskammer zum zweiten Mal den Esther-Bejarano-Preis für Projekte von Schüler*innen ausgeschrieben.
Und wir werden gemeinsam mit Dresdner*innen am 29. November 2020 vor der Semperoper an der Aktion “Dresden liest” teilnehmen, die vom Zentrum für interkulturelle Verständigung Dresden organisiert wird. Da bleibt dann auf dem Opernplatz der Elbstadt kein Raum mehr für rechte Demonstrationen.
Zuhören ist überhaupt eine gute Alternative, sich einmischen auch.
Am 5. November 2020 gedenken wir wieder der Pogromnacht am 9. November 1938 – mit Esther Bejarano, unserer Vorsitzenden, und einige besonderen Gästen. “Unser Auftrag – Botschaften der Überlebenden” wird die Veranstaltung heißen, Schwerpunktthema der Antisemitismus. Hoffentlich live mit anschließendem Konzert mit den Bejaranos und Microphone Mafia – sofern es Corona zulässt. Anderenfalls müssen wir mit den neuen Medien arbeiten. Aber das Gedenken findet statt!
Die antisemitischen und rassistischen Morde in Hanau, in Halle, an Walter Lübcke, die Morde des NSU und der lange Münchner Prozess, der viele Fragen offen ließ – die Übergriffigkeit von Polizist*innen, auch hier, nicht nur in den USA, das fordert uns alle heraus.
Und noch einmal: Zuhören ist eine gute Alternative, sich einmischen auch.