Erna de Vries ist am 24. Oktober 2021 im Alter von 98 Jahren in Lathen/Emsland gestorben.
Erna de Vries, geboren als Erna Korn in Kaiserslautern, wollte ihre Mutter nicht allein gehen lassen, als der Deportationsbefehl kam. 1943 begleitete sie ihre Mutter gewissermaßen freiwillig ins KZ Auschwitz. Sie war sie 19 Jahre alt, als ihr Vater zuvor verstorben.
„Du wirst leben und allen erzählen, was sie mit uns gemacht haben.“
Das waren die letzten Worte ihrer Mutter, sie sahen einander nie wieder. Im Todesblock 25 sollte Erna dann auf ihre Vergasung warten.
„Ich wollte einmal noch die Sonne sehen“, beschrieb sie diesen Tag. Draußen vor der Baracke des Todesblocks hörte sie, wie jemand ihre Nummer rief. Von einem SS-Mann wurde sie aus der Gruppe geholt. Sie hatte einen christlichen Vater, war sogenannter jüdischer Mischling und wurde ins KZ Ravensbrück verlegt, wo sie auf dem Todesmarsch von den alliierten Soldaten befreit wurde.
Esther Bejarano und Erna de Vries verbindet ein schicksalhafter Tag: Am 16. September 1943 wurden beide vom KZ Auschwitz-Birkenau in das KZ Ravensbrück verbracht. Beide verbindet auch, dass sie nach langen Jahren des Schweigens von dieser Zeit öffentlich sprechen, ganz besonders in Schulen und mit jungen Menschen. Niemals sollte jemals wieder geschehen, was damals geschah!
Im Februar 2016 hat Erna de Vries als Nebenklägerin im Detmolder Auschwitz-Prozess ausgesagt. „So spät erst, so lange mussten wir darauf warten, dass diese Täter angeklagt werden! Jetzt werden wir erstmals gemeinsam sprechen. Ich freue mich, dass Erna zu uns nach Hamburg kommt zu unserer Veranstaltung GEGEN DAS VERGESSEN – zum Gedenken an die Pogromnacht 1938“, hatte Esther Bejarano damals gesagt.
Jetzt ist auch Erna de Vries von uns gegangen, nur drei Monate nach ihrer Freundin Esther Bejarano. Wir trauern mit ihrer Familie um diese große Frau.
Auschwitz-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e V.