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15. Verhandlungstag, Freitag, 24.01.2020

Erstellt am 24. Januar 202019. Februar 2020 von Auschwitz-Komitee

Die Richterin Meier-Göring kündigte an, dass der norwegische Zeuge Johan Solberg nicht anwesend sein kann. Der 97-jährige liegt im Krankenhaus. Sein Sohn Gunnar Solberg ist nach Hamburg gekommen und hat eine Erklärung von Johan Solberg mitgebracht, welche Meier-Göring verlas.

Johan Solberg wuchs auf einem Bauernhof auf und wurde im 1944 wegen Widerstandsaktivitäten festgenommen. Über das Lager Grini kam er am 13. August 1944 in das KZ Stutthof. Die Ankunft war ein Schockerlebnis. Er sah einen Karren mit Leichen und bemerkte einen süßlichen Geruch in der Luft, der vom Krematorium kam. Er hörte, dass er nur durch den Schornstein herauskommen würde. Vor einer Baracke musste ein Häftling Zähne mit Zahngold von den Leichen ziehen. Solberg kam in die Baracke fünf zusammen mit anderen politischen Häftlingen. Jüdische Häftlinge wurden noch schlimmer behandelt als sie. Gerade die Norweger hatten Vorteile, was an dem positiven Norwegen-Bild des Lagerkommandanten lag. Sie durften Pakete empfangen und waren besser bekleidet. Aus seiner Baracke heraus sah Solberg, wie Gruppen von Jüdinnen zur Vergasung geführt wurden, wie sie weinten und mit Peitschen angetrieben wurden. Mit ihnen kamen ihren Kinder. Der Geruch der Verbrennung der Toten war ständig spürbar. Zum Frühstück habe es eine Scheibe Brot gegeben, Mittags eine Suppe und Abends wieder eine Scheibe Brot. Dies bezeichnet Solberg als „den sicheren Weg zur Vernichtung“. Er beobachtet elf Hinrichtungen. Eine Hinrichtung erfolgte zu Weihnachten 1944, als zwei junge Russen neben dem Weihnachtsbaum am Appellplatz erhängt wurden. Johan Solberg musste im Winter 1945 auf den Todesmarsch mit 1200 anderen Häftlingen, in eisiger Kälte, ohne Essen, so dass nur die Hälfte von ihnen überlebten. In der Folge musste er monatelang im Krankenhaus bleiben und kam erst im August 1945 aus einem Lübecker Krankenhaus zurück nach Norwegen.

Am Schluss der Erklärung schrieb Johan Solberg, er sei gegen Rache, man müsse für den Frieden arbeiten. Er erzähle diese Geschichte, damit dies nicht vergessen werde.

Nachdem diese Erklärung verlesen wurde, wurde der Sohn Gunnar Solberg befragt. Sein Vater habe diese Erklärung abgegeben, damit diese Verbrechen in der Zukunft nicht wieder geschehen können. Sein Vater habe 50 Jahre über seine Verfolgung geschwiegen, aber inzwischen sei er als Zeuge in Schulen in Norwegen und Deutschland aufgetreten. Solberg erinnerte daran, dass der Todesmarsch vor 75 Jahren (am 25. Januar 1945) begonnen habe. Sein Vater sei gespannt auf die Verhandlung in Hamburg. Er, Johan, sei zum ersten Mal mit der Geschichte seines Vaters in Berührung gekommen, als „Holocaust“ im Fernsehen gezeigt wurde und er seinen Vater fragte: „War es so schlimm?“. Sein Vater habe geantwortet: „Nein, es war viel schlimmer.“ Einzelheiten habe er erst viel später bei einem Radiointerview 1995 preisgegeben. Für seine Familie habe er einen 90 Seiten umfassenden Bericht geschrieben. Gefragt, warum Johan Solberg geschwiegen habe, habe dieser auf eine Schweigeverpflichtung der Mitglieder des Widerstandes verwiesen. Auch habe er seine Familie vor den grausamen Tatsachen schützen wollen.

Auf die Frage nach der schlimmsten Erinnerung Johan Solbergs nannte sein Sohn die Erhängung der zwei jungen russischen Männer nahe dem Weihnachtsbaum.

Dann erklärte Johan Solberg, wie das KZ das Leben seines Vaters prägte. Sen Vater habe Glück gehabt. Nach der Befreiung war er lungenkrank und habe gefürchtet zu sterben. Er musste „… den Hass abschütteln.“ Er hasse das NS-System, aber keine Personen. Sein Vater habe, auch durch die Hilfe seiner Frau, noch ein „gutes Leben“ geführt, während andere Kameraden seines Vaters große psychische und physische Probleme hatten.

Sein Vater habe im KZ von anderen Gefangenen erfahren, was hier passierte, habe Kontakt zu Dänen. Polen und Franzosen gehabt. Ob viele neue Gefangene hereinkamen, habe sein Vater nicht erwähnt, wohl aber, dass viele verschwunden sind. In seinem Bericht habe er wiedergegeben, dass täglich rund 100 Menschen in die Gaskammer gingen. Sie gingen vor dem Fenster seiner Baracke vorbei und nie kam jemand zurück. „Alle wussten, wohin es geht“, auch den Opfern war ihr Schicksal klar.

Sein Vater berichtete vom Schicksal eines deutschen Funktionshäftlings, der durch den Zaun ins Frauenlager schlüpfte und dafür „erschossen“ wurde, was die Häftlinge traurig fanden. Sie selber hätten sich vom Zaun fern gehalten, da andernfalls geschossen wurde.

Der Verteidiger fragte nach dem Zeugnis von Johan Solberg. Dies sei ein privates Dokument, für die Familie geschrieben, erklärte Gunnar Solberg.

Nun wurde eine Pause gemacht, auch mit dem Hinweis, dass Bruno D. nicht wohl sei.

Nach der Pause ging es nicht weiter, da Bruno D. an diesem Tag nicht verhandlungsfähig war nach Auskunft der Ärzte. Der vorgesehene Vortrag vom Gutachter Hördler musste daher verschoben werden.

>>> zum Prozess-Tagebuch

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