Internationales Auschwitz Komitee trauert um seinen Präsidenten, den jüdisch-polnischen Auschwitz-Überlebenden und Journalisten Marian Turski.
Marian Turski, 1926 geboren, wurde als Jugendlicher gemeinsam mit seiner Familie im Ghetto von Lodz inhaftiert und von dort nach Auschwitz deportiert. Er war 20 Jahre alt, als er – mehr tot als lebendig – nach dem Todesmarsch aus Auschwitz in Theresienstadt befreit wurde. Zu seinem Tod betonte in Berlin Christoph Heubner, der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees:

„Auschwitz-Überlebende in vielen Ländern verabschieden sich mit großem Schmerz und unendlicher Dankbarkeit von ihrem Freund, Bruder und Leidensgefährten Marian Turski, der in aller Welt als wirkmächtiger Vertreter ihrer Erinnerungen und als Stimme ihrer ermordeten Angehörigen gehört wurde.
Bis in seine letzten Lebenstage hinein hat Marian Turski als Journalist und Zeitzeuge die politischen Entwicklungen mit zunehmender Sorge verfolgt. Er war bestürzt angesichts des europaweiten Aufflammens antisemitischer und rechtsextremer Ideologien und der rhetorischen Gewalt, mit der die Repräsentantinnen und Repräsentanten dieser Ideologien besonders junge Menschen zu radikalisieren versuchten. Nichts hat Marian Turski in den letzten Monaten seines Lebens so sehr umgetrieben wie der Satz des Auschwitz- Überlebenden Primo Levi:
„Es ist geschehen und es kann wieder geschehen.“
Und dennoch gehörte auch in diesen Tagen die Hoffnung zu seinem Lebensprinzip. Er vertraute trotz seiner Ängste darauf, dass auch seine Mitmenschen jenseits aller Angst und Hetze Wege zueinander finden würden. Ohne Marian Turski sind wir sehr allein. Umso mehr bleibt uns als eine seiner letzten Botschaften, der letzte Satz, den er in seiner Rede anläßlich des 80. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz für die Gedenkfeier am 23. Januar in Berlin formulierte: „Unsere Tage, die der Überlebenden, sind gezählt: Aber wir werden nicht verstummen, wenn Sie, Sie Alle nicht schweigen.“
Nachruf der
FÉDÉRATION INTERNATIONALE DES RÉSISTANTS (FIR) – ASSOCIATION ANTIFASCISTE
Mit tiefer Trauer muss die FIR zur Kenntnis nehmen, dass eine wichtige Persönlichkeit der antifaschistischen Erinnerungsarbeit, der polnische Auschwitz-Überlebende und Präsident des Internationalen Auschwitz-Komitees Marian Turski, im Alter von 98 Jahren verstorben ist.
In seiner Ansprache zur Gedenkveranstaltung am 23. Januar 2025 in Berlin, die aufgrund seiner Erkrankung bereits verlesen werden musste, erinnerte er daran, wie er und seine Familie von der NS-Okkupation 1942 in das Ghetto von Lodz verschleppt und 1944 in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert wurde. Dank der Solidarität der Mithäftlinge und seinem Überlebenswillen überlebte er dieses Lager. Bei der Auflösung des Lagers wurde er im Januar 1945 mit einem der Todesmärsche zum KZ Buchenwald verschleppt, bevor er nach Theresienstadt deportiert wurde, wo er am 8. Mai 1945, gezeichnet von den Qualen und Entbehrungen, von der Roten Armee befreit wurde.
Er kehrte zurück nach Warschau und engagierte sich in der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei, wo er ab 1958 als Leiter der historischen Redaktion des Nachrichtenmagazins „Polityka“ wirkte. Auch im hohen Alter übernahm er noch gesellschaftliche Aufgaben in der Erinnerungsarbeit. Er war Vorsitzender des Jüdischen Historischen Instituts in Warschau, Mitglied des Hauptvorstands des Vereins der Jüdischen Kombattanten und Opfer des Zweiten Weltkrieges, Vorsitzender des Rates des Warschauer Museums der Geschichte der polnischen Juden und seit 2021 Präsident des Internationalen Auschwitz Komitees. In seinen Ansprachen warnte er immer wieder vor dem Erstarken der extremen Rechten in Europa und dem Wiederaufleben von Antisemitismus und Rassismus. Dafür erhielt er in den vergangenen Jahren zahlreiche internationale Auszeichnungen.
Seinen Angehörigen und den Mitstreitern des Internationalen Auschwitz-Komitees drücken wir unser tiefes Mitgefühl zum Verlust dieses aufrechten Menschen, einer wichtigen Persönlichkeit der antifaschistischen Bewegung, aus.
Vilmos Hanti
Präsident der FIR
Dr. Ulrich Schneider
Generalsekretär der FIR
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