Und warum die Antifa, warum Antifaschismus heute wichtig ist und warum es abwertend und geringschätzend ist, von einer „so genannten Antifa“ zu sprechen.
Unser Gespräch mit dem Senator für Kultur und Medien. Wir haben geredet … um zu verändern.
Ständige Wiederholungen verifizieren keine Behauptung. In Bundestagsdrucksachen, in Thesen einiger Wissenschaftler*innen, in einigen Medien wird immer wieder von der „so genannten“ Antifa gesprochen. Auch Hamburgs Kultursenator benutzte diese abwertende Formulierung während einer Gedenkstunde in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Wir, eine „traditionelle“ Antifa-Gruppe, könnten jetzt sagen: „Wir sind damit doch nicht gemeint.“ Aber: GEMEINT SIND WIR ALLE.
Ständige Wiederholungen verifizieren keine Behauptung. In Bundestagsdrucksachen, in Thesen einiger Wissenschaftler*innen, in einigen Medien wird immer wieder von der „so genannten“ Antifa gesprochen. Auch Hamburgs Kultursenator benutzte diese abwertende Formulierung während einer Gedenkstunde in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Wir, eine „traditionelle“ Antifa-Gruppe, könnten jetzt sagen: „Wir sind damit doch nicht gemeint.“ Aber: GEMEINT SIND WIR ALLE.
Esther Bejarano und Vertreterinnen des Auschwitz-Komitees wollten darüber mit dem Senator reden, das Gespräch fand jetzt statt. Wir haben erklärt, warum diese Formulierung uns empört: Viele von uns gehören der „Generation Berufsverbote“ an, sind gezeichnet vom „Radikalenerlass“ der 1970er Jahre und schauen bei funktionierendem Staatswesen und funktionierenden Staatsdiener*innen immer sehr aufmerksam hin. Wieder andere haben miterlebt, wie schnell das antifaschistische Narrativ nach 1945 in Zeiten des Kalten Krieges ersetzt wurde durch ein antitotalitäres. In vielen Institutionen haben sich die Vertreter*innen der „Extremismustheorie“ durchgesetzt. Sie verorten die „Mitte“ dort, wo sie selbst stehen, oft im rechten, nationalkonservativen Milieu. Durch die fatale Gleichsetzung von rechts und links wurde in der Bundesrepublik sehr lange der Rechtsextremismus als Randgruppenphänomen eingeordnet – zu lange.
Und während hierzulande und weltweit offiziell der Kampf gegen Diskriminierung und Entmenschlichung, für die Gleichwertigkeit auf der Agenda steht, wird in Zusammenhang mit der Antifa von „Bildung krimineller Vereinigungen“ und „Entgrenzung“ gesprochen. Wen wundert es, wenn es in Antifakreisen heißt: „Alles muss man selber machen!“
Wir sind hoch sensibilisiert durch die Vorgänge um die Hamburger Ida Ehre Schule. Ein paar Antifa-Aufkleber in einem dortigen Schulprojekt wurden zum Anlass der Denunziation über das Petzportal einer rechtslastigen Partei genommen. Es kam zu einer unhinterfragten Übernahme der Verleumdungen durch einige Medien und Politiker*innen – und der zuständige Senator schwieg.
Esther Bejarano sagte:
„Ich fühle mich beleidigt, dass man mich gleichsetzt mit Nazis! Ich finde es beleidigend, wenn in einem Atemzug von ‚rechtem‘ und ‚linkem‘ Extremismus gesprochen wird.“
Senator Brosda betonte, dass seine Aussage nicht diskriminierend gemeint war, er sei sich nicht bewusst gewesen, wie verletzend sie gewirkt habe. Er würde das so nicht wieder sagen und nahm seine Formulierung zurück. Er betonte aber, dass ein Dialog nur mit Menschen möglich sei, die ‚kein geschlossenes Weltbild‘ haben und nicht auf dem Anspruch bestehen, die ‚absolute Wahrheit‘ zu vertreten. Am Ende des Gesprächs schlug der Senator vor, sich auf die gemeinsamen Aufgaben zu besinnen. Das ist in unserem Sinne. Weitere Gespräche sind geplant.
Teilgenommen haben an dem Gespräch Kultursenator Dr. Carsten Brosda, Dr. Oliver von Wrochem (Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme) und für das Auschwitz-Komitee Esther Bejarano, Heidburg Behling und Helga Obens.
Auschwitz-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Kontakt: AuschwitzKomitee@t-online.de
mobil: 0175 9 374 446
25. Juli 2019