Das Auschwitz-Komitee sieht sich angesichts der jüngsten Entscheidung des NDR, den für den 8. Dezember geplanten Besuch der Desiderius-Erasmus-Stiftung (DES), einer Stiftung der AfD, nicht abzusagen, zu einem dringenden Appell veranlasst.
Liebe Antifaschist*innen und Freund*innen,
wir, das Auschwitz-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e. V., stehen heute hier als Bewahrer der Erinnerung an den Holocaust und als Mahner. Aber auch als Verfechter der Werte, die daraus hervorgegangen sind.
In jüngster Vergangenheit haben wir eine beunruhigende Zunahme von Angriffen auf Journalist*innen erlebt, insbesondere von rechter Seite. Diese Angriffe sind direkte Angriffe auf die Freiheit der Presse und somit auf eines der Grundprinzipien unserer Demokratie. Sie zeigen, wie wichtig der Schutz und die Unterstützung unabhängiger Medien ist. Aber was macht der NDR? Er lädt die AfD-Parteienstiftung sogar noch ein und hofiert sie! Das ist ein Schlag ins Gesicht für all die Journalist*innen, die sich tagtäglich dieser Gefahr aussetzen müssen! Die AfD ist keine demokratische Partei und darf auch nicht so behandelt werden!
Aber wir stellen auch die schleichende Normalisierung rechtsextremer Sprache, Narrative und rechtem Framing fest, nicht nur in der öffentlichen Diskussion, sondern auch in den Medien, einschließlich der Berichterstattung des NDR. Aus diesem Grunde sind wir, das Auschwitz-Komitee, zutiefst beunruhigt und möchten deshalb daran erinnern, welche Bedeutung die Wahrheit und Objektivität in der kritischen Berichterstattung für uns hat. Im Vorfeld des Nationalsozialismus Falschmeldungen und Propaganda, die wir heute als ‚Fake News‘ bezeichnen würden, als Werkzeuge genutzt, um Hass und Intoleranz zu schüren. Über Jüd*innen und Juden*, Sinti*zze und Rom*nja, politischen Gegner*innen und weitere Opfergruppen des NS-Regimes wurden gezielt Falschinformationen verbreitet, um die Gesellschaft zu spalten und den Weg für den Holocaust zu ebnen. Heute sehen wir, wie ähnliche Taktiken benutzt werden, um die Gesellschaft zu spalten und den Weg für extremistische Ideologien zu ebnen.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk sollte sich durch objektive Berichterstattung und kritische Auseinandersetzung auszeichnen. Er sollte für Vielfalt, Toleranz und die Verteidigung demokratischer Werte stehen. Die Einladung der Desiderius-Erasmus-Stiftung ist ein Schritt, der die Normalisierung von rechtsextremen Ansichten unterstützt und genau dem widerspricht, wofür der öffentlich-rechtliche Rundfunk stehen sollte.
Wir müssen sicherstellen, dass unsere Medien frei und unabhängig bleiben und rechtsextremes Gedankengut keinen Platz in unseren öffentlichen Institutionen findet.