Das Auschwitz-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland trauert um Marianne Wilke, die am 17. Juli 2023 gestorben ist. Sie wurde 93 Jahre alt und hat ihr politisches Leben ganz dem Kampf für den Frieden gegen Faschismus und Krieg gewidmet.
Viele Jahre war sie Vorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Bund der Antifaschisten (VVN/ BDA) in Schleswig-Holstein und in der Funktion auch einige Jahre im Bundesausschuss der VVN aktiv. Mit großem Engagement trat sie als Zeitzeugin in Schulen und bei öffentlichen Veranstaltungen auf, zuletzt am 7. Mai 2023 im Buchladen in der Osterstraße in Hamburg-Eimsbüttel. Das war eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Auschwitz-Komitee und der Organisation Denkmal am Ort.
Marianne Wilke berichtete anschaulich über das Schicksal ihrer Großeltern Lehmann, die als Juden nach Riga deportiert und dort ermordet wurden. Die Erinnerung an die NS-Verbrechen war ihr wichtig, hatte sie doch auch selbst als sogenannte Halbjüdin Rassenhass und nationalsozialistische Hetze gegen Juden erlebt und die gesetzlichen Einschränkungen für die ganze Familie zu spüren bekommen. Ihr Vater war durch die Ehe mit einer Nichtjüdin geschützt, aber ein Bruder ihres Vaters wurde mit seiner Frau nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Beeindruckend war ihr klares politisches Urteil auch über die bedrohlichen Entwicklungen in unserer Gesellschaft, z.B. das Erstarken von Rassismus und Antisemitismus, besonders des Rechtspopulismus in Deutschland und in weiten Teilen Europas. Alle, die ihr zuhörten, schätzten ihre Warmherzigkeit, ihre Freundlichkeit, ihren trockenen Humor und ihre große Menschlichkeit.
2015 erhielt sie für ihr ehrenamtliches Engagement das Bundesverdienstkreuz. Besonders aber hat sie sich über den Meilenstein gefreut, eine Auszeichnung des Verbandes deutscher Sinti und Roma e.V. ,Landesverein Schleswig-Holstein. Die Medaille wird an Menschen verliehen, die sich in herausragender Weise für die Minderheit der Sinti und Roma engagieren und sich mit ihren Forderungen solidarisieren.
Marianne Wilkes Stimme ist jetzt verstummt, aber sie hinterlässt viele Spuren. Das Auschwitz-Komitee wird sie in dankbarer Erinnerung behalten und in ihrem Sinne in seiner Arbeit den Kampf gegen Krieg und Faschismus fortsetzen.