Im polnischen Oswiecim geht heute die – alle fünf Jahre stattfindende – Generalversammlung des Internationalen Auschwitz Komitees zu Ende, zu der Auschwitz-Überlebende, Angehörige und Nachkommen von Überlebenden des Lagers und Repräsentanten von Auschwitz Stiftungen aus 11 Ländern angereist waren.
Zum Präsidenten des Komitees wählten die Delegierten erneut den 96-Jährigen polnisch-jüdischen Auschwitz-Überlebenden Marian Turski. Als Exekutiv Vizepräsident wurde Christoph Heubner bestätigt. Zu weiteren Vizepräsidenten beriefen die Delegierten den polnischen Auschwitz-Überlebenden Stanislaw Zalewski, den Belgier Henri Goldberg, der als Kind den Holocaust überlebt hatte sowie aus Israel Avi Rosenthal und die Österreicherin Hannah Lessing.
In Grußschreiben an die Delegierten dankten der polnische Staatspräsident Andrzej Duda, die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen, Bundeskanzler Olaf Scholz und die Präsidentin des Deutschen Bundestages Bärbel Bas den Überlebenden des Lagers für ihr langjähriges und berührendes pädagogisches und politisches Engagement bei der Begegnung mit jungen Menschen und der Erhaltung der Gedenkstätte Auschwitz und betonten, im Kampf gegen Antisemitismus, Antiziganismus und rassistischen Entwicklungen wo auch immer an der Seite des Internationalen Auschwitz Komitees zu stehen.
Zum Abschluss der Beratungen betonte Marian Turski: „Mit dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar dieses Jahres hat sich unseren Erinnerungen ein neues, entsetzliches Datum hinzugefügt. Es ist etwas eingetreten, was wir in unseren schlimmsten Träumen nicht erwartet haben. Jetzt sind auch die jungen Menschen zu Zeitzeugen geworden und ich bitte sie, diese Rolle anzunehmen. Wir brauchen beim Weitertragen unserer Erinnerungen ihre Unterstützung und ihr Interesse. Niemand von uns, ob jung oder alt, sollte je vergessen: Diktaturen brauchen Befehlsempfänger. Das erleben wir gerade jetzt aktuell mit. Demokratien hingegen brauchen Bürgerinnen und Bürger, die immer wieder kritisch nachfragen und die die Demokratie stützen und schützen wollen. Gerade angesichts dieses Krieges, angesichts von fake-news und antisemitischem und rassistischem Hass, ob im Internet oder auf der Straße: Die Demokratie braucht uns alle. Gerade jetzt!“