Macht mit bei der Buchvorstellung mit Online-Lesung und Chat zwischen Kapstadt, Krakau und Warschau am
Mittwoch, 23. September 2020 um 19 Uhr
Unser Freund Lutz van Dijk lädt ein.
Liebe Freund*innen und Kolleg*innen,
am Mittwoch, dem 23. September 2020, werde ich ab 19.00 Uhr (Zugang ab 18.50 Uhr) eine gute halbe Stunde eine „Leseprobe“ geben aus unserem polnisch-deutschen Geschichtsbuch „Erinnern in Auschwitz – auch an sexuelle Minderheiten“ (gemeinsam herausgegeben mit Joanna Ostrowska/Warschau und Joanna Talewicz-Kwiatkowska/Krakau, mehr zum Buch siehe unten).
Danach gibt es noch eine Möglichkeit zu einem „Chat“ von max. 30 Minuten.
Diese Veranstaltung findet statt in Zusammenarbeit mit dem engagierten ehrenamtlichen Leseforum „Literatunten“ (www.literatunten.de). Der Schriftsteller Jobst Mahrenholz aus Hannover wird begrüßen. Die offizielle Ankündigung und ein direkter Link auch hier:
https://literatunten.de/149-allabendlichqueer/
Der Link am Abend ist auch zugänglich, wenn kein Zoom vorher heruntergeladen wurde:
https://us02web.zoom.us/j/87552712491?pwd=VkhTLzhaU1lLWnIxZE5VYnNKV0FmQT09
Falls erforderlich: Meeting-ID: 875 5271 2491 | Passwort:: 439101
Der Spendenaufruf ist dieses Mal für queeramnesty (von amnesty international), eine Organisation, die sich sich für die Rechte sexueller Minderheiten vor allem dort einsetzt, wo LGBTIQ+ Menschen weiter verfolgt werden. Ein Teil der Spenden wird auch für die Finanzierung der Druckkosten der polnischen Ausgabe des Buches 2021 genutzt werden. Für weitere Informationen (auch Bankangaben usw.) bitte mailen an Naana Lorbeer von queeramnesty: naana.lorbeer@gmail.com
Die „Leseprobe“ (nicht das Gespräch danach) kann auch noch später abgerufen werden unter: https://literatunten.de/allabendlichqueer-nachgesehen/
Es wird ab 20 Uhr voraussichtlich keinen Strom an diesem Abend in Kapstadt geben, darum werden wir die Zeit von 19 – 20 Uhr genau beachten müssen.
Das Buch ist Anfang September beim mutigen kleinen Berliner Querverlag (www.querverlag.de) erschienen. Denkt bitte auch an Eure lokale Buchhandlung !
Freundliche Grüße aus Kapstadt
Lutz
Mehr zum Buch:
„Erinnern in Auschwitz – auch an sexuelle Minderheiten“
Herausgegeben von Joanna Ostrowska, Joanna Talewicz-Kwiatkowska und Lutz van Dijk
Es ist kein Geheimnis, dass die Häftlinge mit dem Rosa Winkel selbst in der Hierarchie der Gefangenen in Konzentrationslagern oft auf der letzten Stufe standen. Homophobie damals. Aber Homophobie auch heute: Viele Städte in Polen haben sich in jüngster Vergangenheit als „LGBT-frei“ erklärt und unterstützen die Missachtung, of auch gewalttätige Verfolgung sexueller Minderheiten. Eine Erinnerung an „judenfreie“ Städte der Nazis ist furchtbar, aber wird dennoch in Kauf genommen. In über 70 Ländern gibt es weiter extrem harte Strafgesetze gegen Homosexuelle, in 13 Ländern sogar die Todesstrafe.
Umso wichtiger ein Buch – weltweit das erste – zum Erinnern an die Verfolgung sexueller Minderheiten in Auschwitz, herausgegeben und gemeinsam verfasst von polnischen und deutschen Historiker*innen und weiteren Fachleuten zum Thema.
Joanna Ostrowska aus Warschau hat als eine der ersten in Polen systematisch Versäumnisse in der Forschung, aber auch im Alltag des Erinnerns aufgezeigt: Bis heute gibt es im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau keine offizielle Erinnerung an diese Opfergruppe. Joanna Talewicz-Kwiatkowska aus Krakau gilt auch international als eine der Expert*innen zur ebenfalls lange verleugneten Verfolgung von Roma und Sinti.
Lutz van Dijk ist kein Unbekannter im Hamburger Auschwitz Komitee. Als junger Lehrer in Hamburg war er bereits Mitglied und blieb Esther Bejarano und dem Komitee auch verbunden nach seinem Umzug nach Amsterdam Anfang der 1990er Jahre, wo er mehrere Jahre für die Anne Frank Stiftung arbeitete. Zuletzt gab es eine gemeinsame Veranstaltung mit Esther und Lutz am 17. September 2017 in Hamburg zur Situation Homosexueller in der NS-Zeit.
In der Einleitung zum Buch schreiben die drei Herausgeber*innen:
„Offiziell wurden nur Männer gemäß des § 175 verurteilt. Lesbische Frauen, Transsexuelle und weitere sexuelle und geschlechtliche Minderheiten wurden nach anderen Gesetzen als ‘Asoziale’ oder ‘Kriminelle’ belangt. Wir lassen unsere Forschung nicht weiter zuerst leiten von heteronormativen Nazi- Definitionen. Während die meisten Gedenkstätten ehemaliger Konzentrationslager in Deutschland und Österreich heute (oft auch erst nach jahrelangen Widerständen) an das Leid homosexueller Opfer erinnern, gibt es dazu im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau noch immer, zumindest öffentlich zugänglich für Besucher*innen, nichts. Mit der Publikation des vorliegenden Buches können bestimmte historische Fakten nicht mehr ignoriert oder gar geleugnet werden.“
Esther Bejarano ergänzt in ihrem Geleitwort zum Buch: „Ein aufrichtiges Erinnern an die homosexuellen Frauen und Männer, die damals litten und starben, ist dringend nötig.“
Der Warschauer Historiker Prof. em. Dr. Marcin Kula ergänzt: „Es ist an der Zeit, dass gründliche Kenntnis über diese Verfolgtengruppe Teil unserer Erinnerungskulturen wird.“
Auf den aktuellen Bezug weist Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum, Leiterin des Berliner Zentrums für Antisemitismus, in ihrem Beitrag hin: „Die Ablehnung abweichender Sexual- und Geschlechterrollen gehört zum Kern des faschistischen Weltbildes … bis heute: Umso dringlicher dieses Buch!“
Das Buch „Erinnern in Auschwitz – auch an sexuelle Minderheiten“ erscheint im September im Berliner Querverlag, ca. 260 Seiten mit Abbildungen und kostet € 16